El Artista y la Isla, im Centro de Arte Juan Ismael, 2009
»¿Que hablan las montañas? «
von Peter Wehr
¿Que hablan las Montañas?
Aber immer noch hatte diese Insel ihre besondere Schönheit nicht verloren und nach langer Zeit kamen wieder Leute von weit her, blieben aber nicht so lange, genossen die Ruhe, das herrliche Meer und das bessere Wetter. Sie suchten die Berggeister, die alle schon lange den Boden unter den Füssen verloren hatten.
Nun glaubten die fleissigen Leute auf der Insel, dass wenn sie mehr Häuser bauen würden auch mehr Leute kämen, aber sie hatten sich getäuscht. Die Leute kamen nicht wegen der vielen Häuser und Hotels, sondern wegen der Schönheit der Insel und vielleicht auch wegen der Berggeister von denen sie gehofft hatten den einen oder anderen zu Gesicht zu bekommen. Aber die Berggeister blieben vielleicht für immer unsichtbar.
Eigenartigerweise konnten die Leute die in Afrika lebten die Berggeister von Fuerteventura sehen. Denn ihre eigenen Berggeister waren weitgehend verschwunden. Und so machten sie sich auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg übers Meer. Viele mussten das mit ihrem Leben bezahlen. Und als die Übriggebliebenen die Insel erreichten, mussten sie feststellen, dass sie die Berggeister die sie nur aus der Ferne gesehen hatten, nur eine Fatamorgana gewesen war. Wie sie bald merkten, waren sie auch auf der Insel nicht sehr willkommen.
Um an die alten Zeiten zu erinnern, hatten die Inselbewohner ein Getreidemuseum und ein Käse-Museum gebaut. Als nächstes war auch ein Museumspark mit Kalköfen geplant. Für die Windmühlen und Dieselpumpen zur Wassergewinnung plante man ähnliches.
Aber Sonne und Wind gab es immer noch reichlich. Schon seit einiger Zeit konnte man Meerwasser entsalzen und jedes Haus hatte inzwischen fliessendes Wasser. Jeder nutzte Wasser auf sparsame Weise und wo es ging pflanzten die Leute Bäume und andere Pflanzen. Längst hatte man das Sonnenlicht genutzt, um damit noch mehr Strom zu erzeugen für die Meerwasserentsalzung. Wasser gab es jetzt wieder reichlich und es kostete immer weniger. So konnten wieder viel mehr Bäume gepflanzt werden, die das Klima verbesserten. Und Ackerbau war so auch wieder möglich. Alle Autos fuhren jetzt mit Strom und das machte auch wiederum die Luft besser. Da der Treibstoff, den man brauchte, aus Sonne und Wind erzeugt wurde und nicht viel kostete, konnten sie sich auch viel grössere Autos leisten. Es gab zwar keine Schotter- und Bergpisten mehr wie früher, aber dafür hatten sie sich vierspurige Autobahnen durch die schönsten Strecken der Insel gebaut und rasten umher, was das Zeug hielt. Um aber die Staubwolken von früher noch einmal zu erleben, hatten sie sich einige Staubpisten erhalten, mit denen sich an heiligen Festtagen riesige Staubwolken herstellen ließen.
Eines Tages gab es sehr viel Unruhe unter den Inselbewohnern. Einige hatten ein paar Berggeister gesehen. Klugerweise hatten sie jetzt zwei Arten von Geistern:
Den Heiligen Geist für den Weg in den Himmel und die alten Berggeister für ein angenehmes Leben auf der Erde. Es war zwar total aus der Mode gekommen, mehrere Geister zu haben, aber das störte die Leute auf der Insel wenig. Dafür hatten jetzt zwei Himmel: den auf Erden und den anderen Himmel da oben:
Colorín colorado, este cuento se ha acabado.
Y si no están muertos, viven hoy en día.
Vor langer Zeit gab es Leute auf Fuerteventura, die hatten ein gutes Verhältnis zu den Geistern, die auf den Bergen lebten. Ja, sie verehrten sie sogar und lebten auf gutem Fuss mit ihnen. Überall auf den Bergen wo sie die Geister gesehen hatten, zeichneten sie Füsse auf die Steine und schlugen sie später in den Stein, um den Geistern zu zeigen, dass sie sie wahrgenommen hatten. Diese in Stein geritzten Füsse kann man heute noch finden. Die Leute wussten, dass ihnen das Land auf dem sie jetzt lebten, nicht alleine gehörte, denn die Geister waren ja schon lange vor ihnen da gewesen. Aus Dankbarkeit zeigten ihnen die Geister wie man mit dem fruchtbaren Land umging. Wie man Mais anbaute und wo. Wie man Fische fing in dem man sie zuerst mit Pflanzensaft betäubte und dann fing. So konnten die Leute ein einfaches, aber gutes Leben führen. -
Dann kamen andere Leute von weit her. Die brachten ihre eigenen Geister mit, die ihnen nicht zeigten wie man mit der Erde gut umging, sanft Fische fing, Ehrfurcht vor Bäumen haben sollte und mit dem Wasser gut wirtschaftete, sondern wie man nach dem Tod in den Himmel kommt. Klar, das war ihnen im Moment viel wichtiger und so nach und nach verloren sie die alten Berggeister aus den Augen.
Sie bauten soviel Getreide an, mehr als zur eigenen Ernährung notwendig war und verkauften den größten Teil für viel Geld. Die Windmühlen, die sie brauchten, um das viele Getreide zu mahlen, kann man heute noch überall bewundern. So kam die Insel zu dem Beinamen "die Kornkammer der kanarischen Inseln". Nur mussten sie jetzt, um die Felder ausreichend mit Wasser zu versorgen, Brunnen und Quellen zur Hilfe nehmen. Zuerst mit Schöpfbrunnen, die von Eseln und Kamelen mit verbundenen Augen betrieben wurden, dann mit Wind getriebenen Wasserpumpen und dann zum Schluss mit Dieselpumpen. Bis das natürlichen Grundwasser der Insel ganz ausgeschöpft war und Salzwasser vom Meer nachdrang und der Boden auf den Feldern salzig wurde. Die verrosteten Wind-Wasser-Pumpen kann man hier und dort noch sehen. Desgleichen die Dieselpumpen, die bis vor kurzem noch überall herumstanden. Sie bauten dafür später extra ein sehr lehrreiches Mühlen-Museum.
Gleichzeitig hatten die fleissigen Leute angefangen Kalk, den es reichlich gab und der überall herumlag in Kalköfen zu brennen. Man kann sie heute noch reichlich und überall auf der Insel finden, wenn man weiss wie sie aussehen. Gebrannter Kalk war ein begehrter Baustoff und wurde nach Überall hin verschifft.
Aber nach einiger Zeit waren alle Bäume als Holz verbrannt worden und die Insel wurde immer kahler. Sie bauten eilig Talsperren, aber das half auch nicht mehr. In der einen versalzte das Wasser sehr rasch und in die anderen floss Erde statt Wasser, weil es keine Bäume mehr gab, die sie aufgehalten hätte. Es regnete aus diesem Grunde immer weniger. Quellen im genügenden Masse gab es schon lange nicht mehr. Die Not war gross. Bis man schliesslich das Wasser zum Leben zeitweilig von weit her mit Schiffen heranschaffen musste. Weil es allmählich nichts mehr viel gab, wovon man hätte leben können, schafften sich die Leute immer mehr Ziegen an, die auch noch den letzten Rest von Pflanzen frasen. Die Insel wurde immer kahler. Der einzig grössere Hafen den die Insel hatte, hieß jetzt Puerto de Cabras, weil das einzige was man noch verkaufen konnte, waren Ziegen.